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Freilichttheater in Rodenkirchen 2009

Der Bruderkuss

Dude + Gerolt
Schauspiel von Thomas Willberger 

Der Marktplatz in Rodenkirchen war Spielstätte des Freilichttheaters. Die Premiere fand statt am Freitag, 12. Juni 2009, um 20:30 Uhr, weitere 14 Aufführungen folgten bis zum 10. Juli 2009.

Freilichtspektakel Stadland e.V.

Am heutigen Freitag, dem 10. Juli, der letzten Aufführung sollen einige wenige Bemerkungen dazu folgen. Wir sahen die Premiere am 12. Juni und die Vorstellung vom Sonntag, dem 5. Juli.

• Als Freilichttheater aufgeführt, hat sich 'Dude + Gerolt' an einem der historischen Plätze 'Marktplatz Rodenkirchen' besonders bewährt.
• Die weite, karge, aber wandlungsfähige Szene bietet den Schauplätzen den erforderlichen Raum. Selbst die Illusion eines Gartens (in Bremen) konnte erzeugt werden.
  "Schatten von Kaufleuten" auf dem Fluss Weser beim Übertritt in ein neues Hoheitsgebiet darzustellen, wäre ebenfalls sogar möglich gewesen - und hätte als Stein des Anstoßes durchaus aufgenommen werden sollen. (Das Herzogtum Oldenburg hat noch lange vom Weserzoll bei Elsfleth gelebt!)
  Die Akustik war hervorragend, übrigens auch noch beim kurz dauernden Ausfall eines Mikrophons.
  
• Der Autor und Regisseur Thomas Willberger hat die spärlichen Fakten aus historischen Dokumenten wirkungsvoll in Szene gesetzt.
  Besonders hat gefallen: er hat den Unterschied der mit Grundbesitz dem Weserstrom anliegenden Häuptlinge zu den hergereisten, eine neues Betätigungsfeld suchenden Liekendeelern zweimal deutlich gemacht. Einige weitere Beispiele für dramatische Zuspitzungen:
  
• Geschickt lässt der Autor ganz am Schluss Dude und Gerolt in Bremen noch darüber aufklären, dass ihre - untätigen - Verbündeten beim Überfall in der Nähe waren: "Reiter wurden gesichtet."
• Anneke will, um ihrem Ansehen zu entsprechen, keinen Amtmann von Gnaden des Bremischen Rates ehelichen, sondern beharrt auf einen Freien Friesen; damit treibt auch sie Gerolt - beiden unbewusst - weiter ins Verderben.
• Die in die Neuorientierung des überregionalen Handels geworfene Familie des Dide Lubbensone tritt bis hin zum Enkel Didde, Dudes Sohn, mit seiner Mutter Ives von Hohenkirchen auf.
  Das Verhältnis Vater mit Söhnen unterschiedlicher Veranlagung und zeitweise auseinander strebenden Interessen wird ausführlich, aber glaubhaft von Autor und Akteuren ausgestaltet. Applaus!
• "Von Tochter Ivesa wird noch in fernen Zeiten zu hören sein" verkündet die zeitgenössische Dichterin, die später bei der Hinrichtung der Edelinge in Bremen das Volk zusammen ruft.
  Die von Ivesa veranlasste Memorienstiftung von 1462 ist ein genealogischer Schlüsseltext!
• Ihr Gatte Hayo Harlda leidet überzeugend unter dem Familienstreit zwischen Vater Lubbe Sibets und Schwiegervater Dide Lubbensone.
  
• Die mildere Form der Darstellung des eigentlichen Bruderkusses als Herzen von Dudes abgeschlagenem Haupt durch Gerolt wird angenehm empfunden.
• Gern wird gehört: "Des Diden Sohn Dude bittet um Einlass" in die Friedeburg, als sie im Handstreich genommen werden soll.
  Sein Siegel trägt in grünem Wachs die Umschrift: S DUDE DIDEN SONE (Urfehde 18. Mai 1414).
  Sonst wird er im Stück Dude Lubben genannt; Dude Diden als für das Schauspiel angemessene Abkürzung für Dude Didensone hätte sich korrekter angeboten. - Sei's drum, Dude Lubben deutet auf die Sippe des Dide Lubbensone, der er ja auch tatsächlich angehört.
• Die Schauspieler überzeugen.